Uwe Wittstock, „Marseille 1940“
Ein überaus interessantes und spannend geschriebenes Buch über die dramatische Flucht deutscher und europäischer Intellektueller, die sich im Sommer 1940 vor dem Zugriff der Vichy-Regierung und Nazi-Deutschland retten wollten und dabei nach Marseille gerieten: Darunter Franz Werfel und seine Frau Alma zusammen mit Heinrich und Nelly Mann sowie Thomas Manns Sohn Golo, Anna Seghers, Lion und Marta Feuchtwanger, Hannah Arendt, Max Ernst und viele, viele mehr. Zu verdanken haben die meisten ihr Leben dem US-Amerikaner Varian Fry, der die Flucht von Marseille aus organisiert: Er besorgt Tickets, Visa und gefälschte Dokumente, beschafft Geld, Wohnungen und Lebensmittel, zusammen mit unzähligen Helfern und Unterstützern. Ein beeindruckend feinfühlig erzähltes, genau recherchiertes und sehr spannend geschriebenes Stück Literaturgeschichte über düster-dunkelste Zeiten, in denen die nahezu gesamte intellektuelle Avantgarde Europas ums Überleben kämpfte. Für Geschichts- und Literaturinteressierte unbedingt zu empfehlen.
351 Seiten, Verlag C. H. Beck, EUR 26,00 (Jutta Windbergs)
|